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Landwirtschaft in der Türkei 2025 | Ernten | Regionen | Statistiken | Staatliche Unterstützung

Agriculture in Turkey

Die Landwirtschaft in der Türkei ist nach wie vor einer der wichtigsten Wirtschaftszweige und trägt wesentlich zur Versorgungssicherheit, Beschäftigung und zum Export bei. In Bezug auf die landwirtschaftliche Produktion pro Hektar gehört die Türkei zu den leistungsstarken Ländern. Gleichzeitig steht der Sektor 2025 vor großen Herausforderungen: historische Dürren, steigende Produktionskosten und eine starke Importdynamik.

In diesem Artikel beantworten wir die wichtigsten Fragen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen in der Türkei, den Agrarregionen, aktuellen Statistiken und der staatlichen Unterstützung des Sektors.

Landwirtschaft in der Türkei

Wichtige Faktoren, die die Landwirtschaft in der Türkei beeinflussen

  • Dürre, Klimawandel und Wasserknappheit: Die Türkei erlebt wiederkehrende schwere Dürren. 2025 verzeichnete die Meteorologiebehörde in nahezu allen Regionen – Marmara, Ägäis, Mittelmeer, Zentralanatolien und Südostanatolien – mindestens mittlere, vielerorts aber schwere meteorologische Dürre. In Teilen der Provinzen Konya, Şanlıurfa, Mardin, Batman und Siirt kam es bei einzelnen Kulturen zu Ertragsverlusten von bis zu 85 %. Der Standardisierte Niederschlagsindex (SPI) zeigt, dass die Niederschläge gegenüber dem 10‑Jahres‑Mittel um rund 10–30 % zurückgegangen sind, während die Durchschnittstemperaturen etwa 0,8 °C über dem langjährigen Mittel liegen.
  • Hydrologische Dürre und Bodendegradation: Sinkende Pegelstände in Stauseen und Grundwasserleitern haben in vielen Regionen zu Bewässerungsbeschränkungen, geringerer Stromproduktion aus Wasserkraft und Problemen bei der Trinkwasserversorgung geführt. Die Bodenfeuchte ist in wichtigen Ackerbauregionen auf kritische Werte gesunken, und in Zentralanatolien sind bis 2025 über 1.600 Dolinen (Obruks) entstanden. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen sind rund 88 % der Landesfläche in Zukunft von Desertifikation bedroht.
  • Professionelle Arbeitskräfte, aber stark steigende Lohnkosten: Die Türkei verfügt über ein großes Reservoir an landwirtschaftlichen Arbeitskräften. Gleichzeitig steigen die Löhne deutlich: 2025 liegt der durchschnittliche Monatslohn eines landwirtschaftlichen Arbeiters bei rund 22.100 TL. Mevsimarbeiter (Saisonkräfte) in Regionen wie Çukurova (Adana, Mersin, Hatay) erhalten 2025 pro Tag etwa 1.000 TL inklusive Vermittleranteil, netto rund 909 TL. Laut TÜİK stieg der durchschnittliche Tageslohn saisonaler Landarbeiter von 512 TL (2023) auf 943 TL (2024), ein Plus von über 80 %. Dauerbeschäftigte erzielten 2024 im Mittel gut 26.000 TL monatlich.
  • Volatile Niederschläge und Extremereignisse: Durch die globale Erwärmung haben sich die Niederschlagsmuster verändert, was zu häufigeren Überschwemmungen in einigen Regionen und gleichzeitig zu längeren Trockenperioden führt. Diese Extreme schädigen Felder, Infrastruktur und Ernteerträge.
  • Staatliche Unterstützung und umfangreiche Anreizprogramme: Die Türkei gewährt Landwirten direkte Zahlungen, günstige Kredite, Investitionsanreize und Preisstützungen. Für das Jahr 2025 wurden rund 135 Mrd. TL an Agrarsubventionen bereitgestellt. Im Rahmen des neuen Pflanzenbaufördermodells 2025–2027 übernimmt der Staat unter anderem 50 % der Diesel- und 25 % der Düngerkosten für förderfähige Kulturen.
  • Gut ausgebaute Logistik und strategische Lage: Eine relativ moderne Transport- und Lagerinfrastruktur sowie die Lage an der Schnittstelle zwischen Europa, Nahost, Nordafrika und Russland erleichtern Export und Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte.
  • Investitionen in Bewässerung und Infrastruktur: Große staatliche Projekte zur Bewässerung, Landkonsolidierung und Modernisierung der Infrastruktur verbessern die Produktivität, können aber die Auswirkungen von Dürre und Klimawandel nur teilweise abfedern.
  • Wachsende inländische Nachfrage: Eine junge, städtische und einkommensstärkere Bevölkerung erhöht den Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln, Fleisch- und Milchprodukten sowie Obst und Gemüse.

Viele Banken in der Türkei – allen voran staatliche Institute – gewähren Kredite und Anreize für Investitionen in die Landwirtschaft. Exportmöglichkeiten ergeben sich insbesondere durch die Nähe zu großen Märkten in der EU, im Nahen Osten, in Nordafrika und in Russland.

Wichtige Statistiken zur Landwirtschaft in der Türkei

Die Landwirtschaft spielt weiterhin eine zentrale Rolle in der türkischen Volkswirtschaft, auch wenn ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) langfristig sinkt.

  • Landwirtschaftsfläche: Rund ein Drittel der Landesfläche – etwa 24 Mio. Hektar – gelten als Acker- und Kulturland. Davon sind ungefähr 8,5 Mio. Hektar wirtschaftlich bewässerbar; aktuell werden rund 82 % dieser potenziell bewässerbaren Fläche tatsächlich bewässert.
  • Produktion und Flächennutzung: Ein Großteil der Ackerfläche (ohne Dauerkulturen wie Obstgärten) – rund 77 % – wird für den Anbau von Getreide wie Weizen, Gerste und Mais genutzt. Parallel dazu gewinnen Industriepflanzen (Zuckerrüben, Baumwolle, Sonnenblumen, Tee, Tabak) und Obst‑/Ölkulturen (Haselnuss, Pistazie, Oliven) an Bedeutung.
  • Beschäftigung: Etwa fünf Millionen Menschen arbeiten direkt in der Landwirtschaft, Millionen weitere in vor- und nachgelagerten Bereichen wie Düngemittelindustrie, Lebensmittelverarbeitung, Logistik und Handel.
  • Beitrag zum BIP: 2024 lag der Anteil der Landwirtschaft am BIP laut offiziellen Statistiken bei rund 5,8 %. Im ersten Quartal 2025 wuchs die Gesamtwirtschaft real um etwa 2 %, während die Landwirtschaft um rund 2 % schrumpfte. Im zweiten Quartal legte die Gesamtwirtschaft um 4,8 % zu, die landwirtschaftliche Wertschöpfung ging dagegen um etwa 3,5 % zurück.
  • Außenhandel: In den ersten acht Monaten 2025 exportierte die Türkei Agrar‑, Lebensmittel- und Getränkeprodukte im Wert von 17,53 Mrd. US‑Dollar und importierte Waren im Wert von 15,17 Mrd. US‑Dollar – ein Handelsüberschuss von 2,36 Mrd. US‑Dollar. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum gingen die Exporte leicht zurück (–0,2 %), während die Importe deutlich um gut 20 % zunahmen. Auf das Gesamtjahr gerechnet wird ein Agrar‑Exportvolumen von bis zu 40 Mrd. US‑Dollar erwartet.
  • Strukturwandel und Flächenaktivierung: Seit 2025 verfolgt das Landwirtschaftsministerium das Ziel, brachliegende Flächen systematisch wieder in Nutzung zu bringen. Ackerland, das zwei Jahre hintereinander nicht bewirtschaftet wurde, kann vom Staat gepachtet und an aktive Landwirte vergeben werden. Parallel dazu sollen rund 456.000 Hektar durch Flurbereinigung besser bewirtschaftbar gemacht werden. Mit geplanter Produktion wird für Getreide (Weizen, Gerste, Mais u. a.) zwischen 2025 und 2027 ein Ertragszuwachs von etwa 13 % angestrebt.

Eine detaillierte Auswertung der aktuellen Handelszahlen finden Sie in unserer Analyse der Außenhandelsindizes der Türkei. Wer sich speziell für die Entwicklung der Milchwirtschaft interessiert, findet in Türkische Milcherzeugung: Trends, Statistiken und Analysen vertiefende Informationen.

Ernten in der Türkei

Die in der Türkei angebauten Pflanzen reichen von Getreide, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse bis hin zu Heil- und Aromapflanzen. Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Kulturen.

In der Türkei angebautes Getreide

Die Getreideproduktion in der Türkei profitiert von unterschiedlichen Klimazonen, moderner Agrartechnologie und verbessertem Saatgut. Gleichzeitig machen Dürre und hohe Kosten den Anbau anspruchsvoller. Zu den wichtigsten Getreidearten zählen Weizen, Gerste, Hafer, Mais und Reis.

Weizen

Weizenfelder in der Türkei

Weizen ist eines der wichtigsten Agrarprodukte der Türkei und wird sowohl im Inland verbraucht als auch in Form von Mehl- und Teigwaren exportiert. Hauptanbaugebiete sind Zentralanatolien, gefolgt von der Marmara‑Region, der Mittelmeerregion und Südostanatolien. Im Mittelmeerraum beginnt die Ernte meist im Mai, in Zentralanatolien im Juli und in Ostanatolien im August.

Je nach Quelle wird die Weizenernte 2025 auf etwa 19 Mio. Tonnen geschätzt. Die erste offizielle Prognose von TÜİK geht von einem Rückgang um rund 5,8 % gegenüber dem Vorjahr auf etwa 19,6 Mio. Tonnen aus, während einzelne internationale Institutionen wegen der Dürre teils niedrigere Werte erwarten. Insbesondere in Zentral- und Südostanatolien drücken unzureichende Niederschläge und Hitzeperioden die Hektarerträge. Langfristig verfolgt die Türkei das Ziel, die Weizenproduktion bis 2040 auf etwa 30 Mio. Tonnen zu steigern.

Gerste

Gerste wächst schneller als Weizen und ist trockentoleranter, weshalb viele Landwirte – insbesondere in niederschlagsarmen Gebieten – auf Gerste setzen. Sie wird vor allem in Zentralanatolien angebaut und als Futtermittel, in der Lebensmittel‑ und Getränkeindustrie (z. B. Malz) verwendet.

2024 wurden in der Türkei auf rund 3,3 Mio. Hektar etwa 8,1 Mio. Tonnen Gerste erzeugt. Für 2025 erwartet TÜİK je nach Schätzung 6–7,5 Mio. Tonnen; die zweite Prognose impliziert einen Rückgang um 25,9 % auf etwa 6 Mio. Tonnen. Hauptursachen sind Dürre und steigende Produktionskosten.

Roggen und Hafer

Die Türkei gehört zu den Ländern mit nennenswerter Haferproduktion. Hafer wird in der Lebensmittelindustrie und als Futtermittel eingesetzt und kann in kühleren, höher gelegenen Regionen angebaut werden. Roggen spielt im Vergleich zu anderen Getreiden eine geringere, eher regionale Rolle.

Mais

Maisanbau in der Türkei

Mais wird in der Türkei sowohl als Futter- als auch als Lebensmittelpflanze angebaut. Natürliche Anbauschwerpunkte sind die Schwarzmeer- und Marmararegion; in Zentralanatolien und im Mittelmeerraum erfolgt der Maisanbau überwiegend unter Bewässerung.

Die erste TÜİK‑Prognose für 2025 sah einen Anstieg der Maisproduktion um 4,9 % auf rund 8,5 Mio. Tonnen vor. Aufgrund von Hitze und Wasserknappheit rechnen einige Fachleute jedoch damit, dass die tatsächliche Ernte eher bei 7–7,5 Mio. Tonnen liegen könnte. Der heimische Verbrauch wird auf etwa 12 Mio. Tonnen geschätzt, sodass die Türkei trotz hoher Erträge regelmäßig Mais importieren muss.

Reis

Reis wird vor allem in den Provinzen Samsun, Sinop, Çorum, Çankırı, Bursa, Balıkesir, Çanakkale, Tekirdağ, Edirne und Kırklareli angebaut. Die Produktion deckt den steigenden Inlandsverbrauch nicht vollständig; die Türkei bleibt daher Nettoimporteur von Reis.

In der Türkei angebaute Industriepflanzen

Industriepflanzen sind eine der wichtigsten Gruppen landwirtschaftlicher Nutzpflanzen in der Türkei. Sie werden in der Regel nicht direkt nach der Ernte verzehrt, sondern in Industrieanlagen weiterverarbeitet. Zu den wichtigsten gehören Tee, Tabak, Baumwolle, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Flachs, Hanf und Mohn.

Tabak

Tabakanbau in der Türkei

Tabakanbau ist in der Türkei genehmigungspflichtig; Anbau ohne staatliche Erlaubnis ist illegal und strafbar. Je nach Klima und Boden werden unterschiedliche Tabaksorten in vielen Regionen kultiviert, insbesondere in den Provinzen Manisa, İzmir, Denizli, Aydın, Uşak, Muğla, Balıkesir, Bursa, Samsun, Bitlis, Muş, Malatya, Adıyaman und Hatay.

Tabak benötigt während der Wachstumsphase Wärme und eine gewisse Luftfeuchtigkeit. Getrockneter und fermentierter Tabak dient als Rohstoff für Zigaretten, Zigarren und verschiedene chemische Produkte.

Baumwolle

Baumwolle ist eine wasserintensive Kultur und gedeiht besonders gut auf Schwemmlandböden. Wichtige Anbaugebiete liegen in Südostanatolien sowie in der Çukurova‑Ebene und weiteren Bewässerungsgebieten.

Aus Baumwolle werden Fasern, Samen und Zellstoff gewonnen, die in der Textil‑, Öl‑ und Futtermittelindustrie eingesetzt werden. Nach neueren Schätzungen wird die türkische Produktion an Faserbaumwolle in der Saison 2025/26 – je nach Quelle – bei etwa 650.000 bis 780.000 Tonnen liegen. Der Rückgang gegenüber früheren Jahren ist auf niedrige Preise, hohe Kosten, Wassermangel und teils unzureichende Unterstützung zurückzuführen. Gleichzeitig bleibt die Türkei ein wichtiger Importeur von Rohbaumwolle für ihre starke Textilindustrie.

Zuckerrübe

Die Türkei gehört seit Jahren zu den weltweit größten Zuckerrübenproduzenten und belegt im internationalen Vergleich einen der vorderen Plätze. Zuckerrüben werden vor allem in Zentralanatolien angebaut, aber auch in Binnenwestanatolien, der Zentral- und Westschwarzmeerregion, in der Marmararegion und in Teilen Ostanatoliens.

Für die Kampagne 2025/26 wird mit einer landesweiten Zuckerrübenproduktion von rund 21,5 Mio. Tonnen gerechnet – ein moderater Rückgang von etwa 4 % gegenüber dem Vorjahr. Die staatliche Türkşeker plant, in ihren Fabriken etwa 7 Mio. Tonnen Rüben zu verarbeiten und daraus rund 950.000 Tonnen Zucker herzustellen. Trotz der leichten Produktionsabnahme wird dank vorhandener Lagerbestände in der Saison 2025/26 kein Versorgungsengpass beim Zucker erwartet.

Tee

Teegärten in Rize

Tee ist eines der bekanntesten landwirtschaftlichen Produkte der Türkei. Er wird hauptsächlich an der östlichen Schwarzmeerküste in den Städten Rize, Trabzon, Giresun und Artvin angebaut. Die frisch geernteten Teeblätter werden in zahlreichen Fabriken – vor allem in Rize – fermentiert und zu Schwarz- und Grüntee verarbeitet.

Seit den 1940er‑Jahren hat sich der Teeanbau in der Türkei dynamisch entwickelt. Türkischer Tee ist heute für seine Qualität bekannt und wird in viele Länder exportiert. Die jährliche Produktion liegt bei rund 200.000 Tonnen.

Mohn

Mohn wird in Regionen mit heißen Sommern und moderaten Niederschlägen angebaut und ist – ähnlich wie Tabak – genehmigungspflichtig. Aus der Mohnkapsel wird das Alkaloid Opium gewonnen, aus den Samen Öl und aus dem Presskuchen Futtermittel.

In der Türkei wird seit vielen Jahren Mohn angebaut; rund 90 % der Produktion werden für medizinische Zwecke genutzt und exportiert. Die strengen Kontrollen sollen sicherstellen, dass der Anbau nicht in illegale Kanäle gerät.

Hanf

Auch der Hanfanbau unterliegt in der Türkei strengen gesetzlichen Regelungen. Für Anbau und Verarbeitung ist eine staatliche Genehmigung erforderlich; Behörden kontrollieren regelmäßig die Felder, um Missbrauch zu verhindern.

Hanf wird in einigen Provinzen – darunter Sinop, Kastamonu, Zonguldak und Sakarya – vor allem für industrielle und medizinische Zwecke (z. B. Fasern, Öl, pharmazeutische Anwendungen) kultiviert.

In der Türkei angebaute Ölpflanzen

Ölpflanzen sind für die türkische Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie von großer Bedeutung. Zu den wichtigsten zählen Oliven, Sonnenblumen, Sojabohnen, Erdnüsse, Sesam, aber auch Anis und Rosen.

Oliven

Olivenanbau in der Ägäisregion

Oliven werden in der Türkei vor allem in der Ägäisregion und südlich der Marmararegion angebaut; auch entlang der Mittelmeerküste und in der Provinz Kilis gibt es bedeutende Anbauflächen. Die Türkei verfügt über mehr als 200 Millionen Olivenbäume; in den vergangenen 15 Jahren sind rund 110 Millionen neue Bäume hinzugekommen.

Für die Saison 2025/26 erwartet der Nationale Oliven- und Olivenölrat (UZZK) eine Ernte von etwa 2,45 Mio. Tonnen Oliven. Davon sollen rund 740.000 Tonnen als Tafeloliven und etwa 1,71 Mio. Tonnen zur Ölgewinnung genutzt werden. Daraus werden – je nach Ausbeute – etwa 290.000 bis 310.000 Tonnen Olivenöl erwartet. Nach einem Rekordjahr 2024/25 mit geschätzten 3,6 Mio. Tonnen Oliven und bis zu 475.000–505.000 Tonnen Olivenöl handelt es sich 2025/26 um ein ausgeprägtes „Yok‑Jahr“ mit natürlicher Ertragsschwankung.

Sonnenblume

Für einen guten Sonnenblumenertrag benötigt die Pflanze während der Wachstumsphase ausreichend Feuchtigkeit und während der Reifezeit trocken‑warmes Wetter. Rund 70 % der türkischen Sonnenblumenproduktion stammen aus den Provinzen Edirne, Tekirdağ, Kırklareli, Bursa und Balıkesir. Weitere Anbaugebiete befinden sich in Zentralanatolien und in der zentralen Schwarzmeerregion.

Sonnenblumenöl ist eines der wichtigsten Speiseöle in der Türkei. 2025 wird – bedingt durch Dürre – ein Rückgang der Sonnenblumenproduktion um etwa 10 % im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Gleichzeitig gehört raffiniertes Sonnenblumenöl zu den bedeutendsten Agrar-Exportgütern des Landes.

Sojabohne

Sojabohnen werden wegen ihrer relativ kurzen Vegetationsdauer oft als Zweitfrucht angebaut, insbesondere an den Küsten der Çukurova‑Region, in der Antalya‑Ebene, in Teilen der Ägäis sowie in einigen Gebieten der Zentral- und Ostscharzmeerregion. Sie dienen als Proteinquelle für Tierfutter und in der Lebensmittelindustrie.

Erdnüsse und Sesam

Erdnussfeld in der Türkei

Erdnüsse gedeihen in lockeren Böden bei warmem und relativ feuchtem Klima. Sie werden sowohl als Nuss (Snack, Süßwaren) als auch zur Ölgewinnung genutzt. Etwa 90 % der türkischen Erdnussproduktion stammen aus dem Mittelmeerraum, insbesondere aus den Provinzen Osmaniye und Adana.

Sesam wird vor allem in den Regionen Marmara, Ägäis, Mittelmeer und Südostanatolien angebaut. Sesamöl ist ein hochwertiges Speiseöl; darüber hinaus werden Sesamsamen zur Herstellung von Tahini, Halva, Backwaren und Brot verwendet.

In der Türkei angebaute Hülsenfrüchte

Die Türkei ist bekannt für eine vielfältige Produktion von Hülsenfrüchten wie Bohnen, Kichererbsen, Linsen und Erbsen. Seit den 1980er‑Jahren wurde der Anbau politisch gefördert; Hülsenfrüchte sind ein wichtiger Bestandteil der heimischen Ernährung und ein relevantes Exportgut.

Linsen

Linsen besitzen einen hohen Proteingehalt und werden in der türkischen Küche häufig verwendet. Die Produktion wird grob in rote und grüne Linsen unterteilt: Rote Linsen werden vor allem in Südostanatolien angebaut, grüne Linsen überwiegend in Zentralanatolien.

Die Türkei zählt zu den weltweit größten Linsenproduzenten. Je nach Jahr liegt die Ernte bei rund einer halben Million Tonnen; Dürrejahre wie 2025 können die Erträge jedoch merklich verringern.

Kichererbsen

Kichererbsen werden in der Türkei insbesondere in Zentralanatolien, der Ägäisregion und Südostanatolien angebaut. Sie sind die Basis für beliebte Gerichte wie nohut yemeği und Hummus.

Je nach Witterung werden pro Jahr etwa 500.000 Tonnen Kichererbsen erzeugt. Auch hier führen Hitze und Trockenheit zeitweise zu Ertragsschwankungen.

Bohnen

Gärtnerbohnen und Trockenbohnen werden in Gebieten angebaut, die in der Regel nicht höher als etwa 1.500 Meter über dem Meeresspiegel liegen und in den Sommermonaten bewässert werden können. Bohnen gelten als Warmklima‑Kultur; bereits ein Temperaturabfall von wenigen Grad kann Pflanzen schädigen.

Wichtige Anbauregionen sind die Küstengebiete der Türkei und fruchtbare Flusstäler.

Obst aus der Türkei

Die Türkei verfügt über ein sehr breites Spektrum an Obstkulturen. Zu den wichtigsten zählen Haselnüsse, Feigen, Pistazien, Zitrusfrüchte, Walnüsse, Trauben, Äpfel, Aprikosen, Kiwis und Pfirsiche.

Pistazien

Pistazienanbau in Gaziantep

Die Türkei ist einer der wichtigsten Pistazienproduzenten der Welt. Wichtige Anbauregionen sind die Provinzen Gaziantep, Siirt und Şanlıurfa. Insgesamt stehen etwa 40 Millionen Pistazienbäume in Ertrag. Pistazien werden sowohl im Inland konsumiert als auch exportiert.

Haselnuss

Haselnüsse sind eines der bedeutendsten landwirtschaftlichen Exportprodukte der Türkei. Das Land ist seit Jahrzehnten der weltweit größte Produzent; ein Großteil der weltweiten Haselnussverarbeitung – insbesondere für die Süßwarenindustrie – basiert auf türkischen Nüssen.

Die Anbaufläche liegt bei etwa 500.000 bis 600.000 Hektar. Haselnüsse gedeihen in niederschlagsreichen, eher kühlen Regionen; optimal sind Wintertemperaturen um 5–6 °C und Sommertemperaturen um 20–25 °C. Hauptanbaugebiet ist die zentrale und östliche Schwarzmeerküste (unter anderem die Provinzen Ordu, Giresun, Trabzon, Sakarya und Düzce).

Für 2025 liegen unterschiedliche Ernteschätzungen vor: Einige nationalen Institutionen erwarten eine Produktion von rund 450.000 bis 460.000 Tonnen, während exportorientierte Verbände auf Basis von Knospen- und Fruchtansatzzählungen bis zu gut 600.000 Tonnen kabuklu Haselnüsse prognostizieren. Die offizielle Statistik deutet insgesamt auf einen deutlichen Rückgang im Vergleich zu ertragreichen Vorjahren hin, was unter anderem auf Frühjahrsfröste, Dürre, Wetterextreme und Schädlinge (z. B. Marmorierte Baumwanze) zurückgeführt wird.

Zitrusfrüchte

Zu den in der Türkei angebauten Zitrusfrüchten gehören Mandarinen, Orangen, Grapefruits und Zitronen. Zitruspflanzen benötigen milde Winter, weshalb sie in Regionen mit Temperaturen über dem Gefrierpunkt kultiviert werden.

Wichtige Anbaugebiete sind die Mittelmeerküste (insbesondere Mersin, Adana, Antalya und Hatay) sowie Teile der Ägäisregion. Ein beträchtlicher Teil der Produktion wird exportiert.

Feige

Die Türkei zählt zu den weltweit größten Produzenten und Exporteuren von Feigen. Feigen werden vor allem an der Ägäisküste angebaut, insbesondere in den Provinzen İzmir und Aydın. Das mediterrane Klima mit warmen Sommern und milden Wintern bietet ideale Bedingungen.

Apfel

Apfelplantage in der Türkei

Der Großteil der türkischen Apfelproduktion entfällt auf die Region Zentralanatolien; bedeutende Anbauzentren sind die Provinzen Niğde, Nevşehir und Konya. Die Stadt Amasya in der zentralen Schwarzmeerregion ist für ihre besonders aromatischen Äpfel bekannt. Ein Teil der Apfelernte wird exportiert.

Walnuss

Der Walnussanbau ist vor allem in Westanatolien und in einigen östlichen Provinzen verbreitet. Die Türkei gehört zu den Ländern mit der höchsten Walnussproduktion weltweit und rangierte in den letzten Jahren häufig auf Platz vier. 2019 wurden etwa 225.000 Tonnen Walnüsse geerntet; seither ist die Produktion weiter angestiegen, auch dank neuer Plantagen.

Die Provinzen Hakkari, Kahramanmaraş und Mersin gehören zu den Regionen mit der höchsten Walnussproduktion.

Pfirsich

Pfirsiche gehören zu den wichtigsten in der Türkei angebauten Steinfrüchten. Die Provinz Bursa ist besonders für qualitativ hochwertige Pfirsiche bekannt, die sowohl frisch konsumiert als auch exportiert oder in der Saft- und Konservenindustrie verarbeitet werden.

In der Türkei angebautes Gemüse

Gemüse spielt eine zentrale Rolle in der türkischen Küche, und die Produktion ist entsprechend hoch. In der Türkei werden viele Gemüsesorten angebaut, darunter Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini, Kartoffeln, Knoblauch und Zwiebeln.

Die Region Zentralanatolien – insbesondere rund um Konya, Niğde und Ankara – ist eine der wichtigsten Produktionszonen für Freilandgemüse und Kartoffeln. In den Küstenregionen (Ägäis, Mittelmeer) ermöglichen milde Winter mehrere Ernten pro Jahr und den intensiven Anbau von Tomaten, Paprika und anderen wärmeliebenden Kulturen. Tomaten sind eine der mengenmäßig wichtigsten Kulturen und werden in erheblichen Mengen, vor allem nach Russland und in EU‑Staaten, exportiert.

Agrarregionen in der Türkei

Landwirtschaftliche Regionen in der Türkei

Die landwirtschaftliche Produktion in der Türkei variiert stark nach Region. Geografisch wird das Land in die Marmararegion, die Ägäisregion, die Mittelmeerregion, Zentralanatolien, die Schwarzmeerregion, Ostanatolien und Südostanatolien unterteilt.

Landwirtschaft in der Region Ostanatolien

Die Region Ostanatolien ist von einer rauen Topografie, großen Höhenlagen und langen, strengen Wintern geprägt. Aufgrund der kurzen Vegetationsperiode ist der Ackerbau häufig auf Ebenen und Täler zwischen den Bergketten beschränkt. Getreide und Futterpflanzen dominieren; der Anbau von Obst und Gemüse spielt eine geringere Rolle.

Als Alternative zur intensiven Landwirtschaft hat sich die Viehhaltung entwickelt. Viele Familien betreiben Schaf‑ und Rinderhaltung in extensiven Weidesystemen. Milch, Fleisch und Käse aus dieser Region tragen insbesondere zur regionalen Versorgung bei.

Landwirtschaft in Zentralanatolien

Zentralanatolien ist eine der wichtigsten Getreidekammern der Türkei. Der Anbau von Weizen, Gerste, Mais, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Knoblauch, Zwiebeln, Kirschen und Kartoffeln ist hier weit verbreitet. Bedeutende Agrarprovinzen sind Eskişehir, Ankara, Çorum, Konya, Çankırı, Niğde und Kayseri.

Die Region leidet stark unter Dürre und Wasserknappheit. Große Bewässerungsprojekte und der verstärkte Einsatz effizienter Bewässerungssysteme (z. B. Tropfbewässerung, teils mit Solarstrom betriebenen Pumpen) sollen helfen, Produktivität und Wasserverbrauch besser in Einklang zu bringen. Eine Übersicht über Anbieter moderner Photovoltaiktechnik finden Sie im Leitfaden Top 10 Solarmodulhersteller in der Türkei.

Landwirtschaft in der Ägäis- und Mittelmeerregion

Die Ägäis- und die Mittelmeerregion zählen aufgrund des milden, winterfeuchten Klimas zu den produktivsten Agrargebieten der Türkei. Hier werden zahlreiche Kulturen angebaut, darunter Weizen, Gerste, Baumwolle, Tabak, Mohn, Zitrusfrüchte, Oliven, Trauben, Walnüsse, Feigen, Pfirsiche und verschiedenstes Gemüse. Der Gewächshausanbau ist besonders in Antalya und Mersin stark entwickelt.

Die Nähe zu Seehäfen erleichtert den Export frischer und verarbeiteter Produkte in die EU, nach Russland, in den Nahen Osten und nach Nordafrika.

Landwirtschaft in der Marmararegion

Die Marmararegion – zu der unter anderem die Provinzen Bilecik, Balıkesir, Bursa, Çanakkale, Istanbul und Kırklareli gehören – weist sowohl landwirtschaftlich intensiv genutzte Gebiete als auch stark urbanisierte Räume auf.

Es werden zahlreiche Gemüsearten (Tomaten, Gurken, Zucchini) sowie Obst (Kirschen, Trauben, Pfirsiche) angebaut. Gleichzeitig ist die Region ein wichtiges Zentrum der Lebensmittelverarbeitung und des Agrarhandels, da hier viele große Unternehmen und Logistikdrehscheiben angesiedelt sind. Einen Überblick über die wichtigsten Player der türkischen Wirtschaft bietet der Artikel Top 10 der größten Unternehmen in der Türkei.

Landwirtschaft in der Schwarzmeerregion

Die Schwarzmeerregion ist durch hohe Niederschläge und ein verhältnismäßig mildes Klima gekennzeichnet. Sie ist das Zentrum des Tee- und Haselnussanbaus in der Türkei. In Rize dominiert Tee, während in den Provinzen Ordu, Giresun, Trabzon, Sakarya und Düzce Haselnüsse und verschiedene Obst- und Gemüsekulturen angebaut werden.

Aufgrund des feuchten Klimas spielt auch die Viehhaltung, insbesondere Milchviehhaltung, eine wichtige Rolle. Die Region ist ein bedeutender Lieferant von frischer Milch und Milchprodukten.

Staatliche Unterstützung für die Landwirtschaft in der Türkei

Die türkische Regierung unterstützt sowohl türkische als auch ausländische Investoren in der Landwirtschaft mit einer Vielzahl von Programmen. Zentral sind direkte Zahlungen, zinsgünstige Kredite, Investitionsanreize und Preisstützungen.

  • Direktzahlungen und Prämien: Produzenten erhalten je nach Kulturart Flächenprämien, Qualitätszuschläge und Prämien für bestimmte Produktionsweisen (z. B. organische oder gute landwirtschaftliche Praxis). Für lizenzierte Setzlinge, zertifiziertes Saatgut und bestimmte Öko- oder Qualitätssiegel gewährt der Staat zusätzliche Boni.
  • Pflanzenbaufördermodell 2025–2027: Mit dem neuen Modell werden strategische Kulturen – insbesondere Getreide, Ölsaaten und Futterpflanzen – gezielt gefördert. Ein Kernelement ist die Übernahme von 50 % der Diesel- und 25 % der Düngerkosten für förderfähige Landwirte, um die Produktionskosten zu senken und die Versorgungssicherheit zu stärken.
  • Reaktivierung brachliegender Flächen: Zwei Jahre in Folge ungenutzte landwirtschaftliche Flächen können seit 2025 vom Staat gepachtet und an aktive Produzenten vergeben werden. Dadurch sollen Flächenverluste begrenzt und die heimische Produktion erhöht werden.
  • Landkonsolidierung und Bewässerungsprojekte: Über Flurbereinigungsmaßnahmen sollen bis 2027 mindestens 456.000 Hektar effizienter bewirtschaftet werden können. Parallel wird die Bewässerungsinfrastruktur ausgebaut, insbesondere in Zentral- und Südostanatolien.
  • Allgemeine Landwirtschaftszählung: Am 1. Juli 2025 hat die Türkei die achte und bislang umfassendste Allgemeine Landwirtschaftszählung der Republikgeschichte gestartet. Erfasst werden rund 300 Indikatoren – von Flächengröße und Bewässerung über Tierbestände bis hin zu Betriebsstrukturen. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für eine zielgenauere Agrarpolitik dienen.
  • Finanzierung und Zinsumfeld: Die türkische Zentralbank hält den Leitzins derzeit bei 45 %. Dies verteuert langfristige Investitionskredite und Betriebsmittelfinanzierung, insbesondere für kapitalintensive Betriebe. Gleichzeitig versuchen staatlich gestützte Kreditprogramme, die Belastung für Landwirte teilweise abzufedern.

Die Ziraat Bank – neben anderen staatlichen Banken – spielt eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung türkischer Landwirte. Sie bietet spezielle Agrarkredite, Tilgungsaufschübe in Dürrejahren und Programme für Junglandwirte und Investitionen in moderne Technik.

Die Kombination aus staatlicher Unterstützung, moderner Technologie und der Anpassung an den Klimawandel wird darüber entscheiden, wie wettbewerbsfähig und nachhaltig die türkische Landwirtschaft in den kommenden Jahrzehnten bleibt.

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