Top 8 Schokoladenfabriken in der Türkei: Import & Großhandel Guide

Import Chocolate Turkey

Vergessen Sie das Klischee, dass Premium-Schokolade nur aus der Schweiz oder Belgien kommt. Während die traditionellen Giganten mit steigenden Kakaopreisen kämpfen, hat sich die Türkei still und leise zum Maschinenraum der europäischen Süßwarenindustrie entwickelt. Die Zahlen lügen nicht: Die Türkei ist heute der sechstgrößte Süßwarenmarkt Europas mit einem Volumen von 4,9 Milliarden Euro.

Das ist kein reiner Touristenspaß mehr. Mit einem Exportanstieg von 61 % im ersten Halbjahr 2025 – inklusive dreistelliger Wachstumsraten nach Belgien und Deutschland – ist die türkische Schokoladenindustrie ein ernstzunehmender globaler Akteur. Für Importeure und Großhändler bietet sich hier eine strategische Lücke zwischen Qualität und Kosten.

Import Chocolate Turkey

Marktanalyse: Warum die Türkei jetzt relevant ist

Die Zeiten, in denen türkische Schokolade als reine Billigware galt, sind vorbei. Die Industrie hat sich massiv professionalisiert. Aktuelle Daten vom Dezember 2025 zeigen ein klares Bild:

    • Produktionsvolumen: Die jährliche Produktion hat sich bei soliden 237.000 Tonnen eingependelt. Entgegen alter Gerüchte von 600.000 Tonnen setzt die Industrie jetzt auf Klasse statt reiner Masse.

    • Export-Boom: Der Sektor steuert auf 2 Milliarden Dollar Jahresexport zu. Ironischerweise gehören Länder wie Belgien (+441 % Import aus der Türkei) und Großbritannien (+628 %) zu den am schnellsten wachsenden Abnehmern.

    • Lokaler Konsum: Der türkische Markt selbst ist gesättigt, aber qualitätsbewusst. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt stabil bei 3,1 kg Schokolade pro Jahr.

Schokoladenproduktion Türkei

Die “Big 8”: Führende Schokoladenfabriken im Profil

Nicht jede Fabrik passt zu jedem Zweck. Während einige Marken die Supermarktregale dominieren, sind andere die versteckten Champions für Private-Labeling und Gourmet-Importe.

1. Elit Çikolata (Der Profi-Partner)

Seit 1924 im Geschäft, ist Elit weniger eine Marke für den Kiosk an der Ecke, sondern eine Institution für Konditoreien und den gehobenen Einzelhandel. Ihre Dragees und Pralinen sind Benchmark-Produkte.

Insider-Tipp: Elit ist besonders stark im Bereich “Madlen”-Schokolade (dünne Festtagsschokolade). Wenn Sie hochwertige Geschenkartikel importieren wollen, starten Sie hier.

2. Şölen (Der Innovator)

Mit Hauptsitz in Gaziantep – der kulinarischen Hauptstadt der Türkei – ist Şölen technologisch führend. Trotz hoher Kakaokosten hält das Unternehmen laut CEO ein Volumenwachstum von ca. 5 % jährlich. Ihre Marken wie “Biscolata” sind bereits Exportschlager in den USA und Europa.

3. Ülker (Der Gigant)

Man kann über türkische Lebensmittel nicht sprechen, ohne Ülker zu nennen. Als Teil der Pladis-Gruppe ist Ülker omnipräsent. Für Importeure ist Ülker interessant, wenn es um massive Volumina und extrem wettbewerbsfähige Preise im Einstiegssegment geht. Sie finden Ülker-Produkte in fast jedem Migros in der Türkei.

4. Melodi Çikolata (Die Boutique-Wahl)

Melodi positioniert sich als Lieferant für spezielle Anlässe. Wenn Ihr Fokus auf Hochzeits-, Baby- oder Firmenschokolade liegt, bietet Melodi eine Ästhetik, die Massenhersteller oft vermissen lassen.

5. Mabel (Die Traditionsmarke)

Mabel ist der Beweis, dass alte Schule funktioniert. Mit einem Portfolio, das mittlerweile offiziell 500 verschiedene Produkte umfasst, setzt Mabel stark auf echte Kakaobutter statt billiger Ersatzfette. Ihre “Gofret” (Waffeln) und Nostalgie-Serien sind Kult.

6. Artu Çikolata (Der Aufsteiger)

Gestartet als kleines Atelier in Eminönü, ist Artu heute eine feste Größe. Im Gegensatz zu vielen reinen Industriebetrieben ist Artu greifbar.

Besuch vor Ort: Wenn Sie in Istanbul sind, besuchen Sie den Fabrikverkauf in Beylikdüzü (Açelya Cd. No: 2). Dort können Sie die Qualität direkt prüfen – ein Muss vor jedem Importgeschäft. Auch beliebt für Online-Bestellungen innerhalb der Türkei.

7. Eti (Der Geschmackssieger)

Eti ist der ewige Rivale von Ülker, gewinnt aber oft bei Geschmackstests im dunklen Schokoladensegment. Produkte wie “Eti Karam” (bis zu 70% Kakao) sind im Einzelhandel extrem beliebt und bieten ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.

8. Godiva (Das türkische Wagnis)

Viele wissen es nicht: Die legendäre belgische Marke gehört der türkischen Yıldız Holding. Während das Branding global bleibt, wird ein Teil der Produktion und das Management über die türkische Muttergesellschaft gesteuert. Es ist das Premium-Aushängeschild der türkischen Industrie.

Godiva Chocolate Turkey

Preise & Kostenkalkulation (Stand: Dezember 2025)

Hier müssen wir Tacheles reden. Die Inflation und globale Rohstoffpreise haben die Kalkulation verändert. Vergessen Sie Preise aus 2023. Basierend auf dem aktuellen Wechselkurs (1 USD ≈ 42,71 TRY) sieht die Realität so aus:

ProduktkategoriePreisspanne (TRY/kg)Kommentar
Kuvertüre (Profi-Block)500 – 750 TLBasis für Weiterverarbeitung
Markenschokolade (Retail)800 – 1.100 TLFertig verpackte Tafeln (z. B. 60g Tafeln)
Discounter-Ware400 – 550 TLHoher Zuckeranteil, weniger Kakao

Im Einzelhandel kostet eine Standard 60g-Tafel von Ülker oder Eti mittlerweile zwischen 25 TL und 60 TL, je nach Kakaoanteil. Bitter-Schokolade ist aufgrund der Rohstoffpreise deutlich teurer als Milchschokolade.

Import-Leitfaden: So gelingt das Geschäft

Schokolade zu importieren ist komplexer als der Kauf von Souvenirs. Die EU und Großbritannien haben ihre Standards verschärft. Darauf müssen Sie achten:

    • Zertifikate sind Pflicht, keine Kür: Ohne BRCGS Food Safety (Version 9) oder IFS Food brauchen Sie bei großen europäischen Händlern gar nicht erst anklopfen. Die meisten Top-Fabriken (wie Şölen und Elit) besitzen diese, aber prüfen Sie das Gültigkeitsdatum.

    • Zoll & Dokumente: Für den Export in die EU ist das ATR-Zertifikat essenziell, um von Zollbefreiungen zu profitieren. Achten Sie zudem auf eine korrekte Handelsrechnung (Commercial Invoice) in Englisch.

    • Die “Kakao-Klausel”: Aufgrund der volatilen Kakaopreise schließen viele Hersteller aktuell Verträge mit kurzen Preisbindungsfristen ab. Verhandeln Sie Puffer ein.

Fazit

Die türkische Schokoladenindustrie bietet eine der spannendsten Alternativen zu den etablierten westeuropäischen Herstellern. Die Qualität bei Marken wie Mabel oder Elit steht der internationalen Konkurrenz kaum nach, während die Währungssituation für Einkäufer mit Hartwährung (Euro/Dollar) weiterhin attraktiv ist.

Wer jetzt einsteigt und auf die richtigen Zertifizierungen achtet, kann von diesem Wachstumsmarkt massiv profitieren. Prüfen Sie die Fabriken, fordern Sie Muster an und nutzen Sie die logistische Nähe zu Europa.

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