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Ich bin eine türkische Frau, die ihr Land liebt und für es gelitten hat.“ Diese Worte, gesprochen von Halide Edip Adıvar, verkörpern den Geist einer Frau, die nicht nur Zeuge, sondern auch aktive Gestalterin der stürmischen Reise der Türkei vom Zwielicht des Osmanischen Reiches bis zum Aufbruch der modernen Republik war.
Geboren 1882 im Herzen des Osmanischen Reiches, in Istanbul, war Halide Edip Adıvars Leben mit bedeutenden soziopolitischen Ereignissen ihrer Zeit verwoben. Wenn man ihr Leben durchläuft, erhält man einen einzigartigen Blick auf die Transformationen, die die Türkei durchmachte, von den letzten Jahren des Osmanischen Reiches bis zum Aufstieg der modernen Türkischen Republik.
Halide Edip Adıvar: Literarische & Politische Unternehmungen
Beginn des Journalismus
Halide Edip begann ihre schriftstellerische Laufbahn bei der Zeitung Tanin unter dem Pseudonym ‚Halide Salih‘. Dies markierte den Beginn ihrer einflussreichen Karriere in Journalismus und Literatur.
Rückkehr und Lehrtätigkeit
Nach einem kurzen Exil in Ägypten aufgrund politischer Unruhen kehrte Halide Edip in die Türkei zurück und nahm ihre literarische Tätigkeit wieder auf. Sie begann auch am Dârülmuallimât zu unterrichten und verband so Bildung mit ihrer schriftstellerischen Karriere.
Wichtige literarische Werke
In dieser Zeit veröffentlichte Halide Edip mehrere bedeutende Werke. ‚Handan‘ (1912) und ‚Yeni Turan‘ (1912) zeigten ihren sich entwickelnden literarischen Stil und ihre Auseinandersetzung mit sozialen und politischen Themen. ‚Son Eseri‘ (1913) festigte weiter ihren Status als bedeutende Autorin ihrer Zeit.
Kriegsliteratur
Halide Edips literarisches Schaffen während des Ersten Weltkriegs spiegelte die turbulenten Zeiten wider. ‚Mev’ud Hüküm‘ (Das versprochene Urteil) erforschte Themen der Gerechtigkeit und des gesellschaftlichen Wandels. Ihr erstes Theaterstück, ‚Kenan Çobanları‘ (Die Hirten von Kenan), markierte ihren Einstieg in das dramatische Schreiben.
Politischer Aktivismus
Nach der griechischen Besetzung von Izmir hielt Halide Edip leidenschaftliche Reden, insbesondere am Sultanahmet. Diese Reden mobilisierten die öffentliche Meinung und festigten ihre Rolle als führende Stimme in der nationalen Bewegung. Ihre rhetorischen Fähigkeiten spielten eine entscheidende Rolle bei der Mobilisierung der Unterstützung für die türkische Unabhängigkeit.
Anadolu Ajansı
Halide Edip spielte eine Schlüsselrolle bei der Gründung der Anadolu Ajansı (AA), der türkischen Nachrichtenagentur. Diese von Mustafa Kemal Atatürk unterstützte Initiative war entscheidend für die Verbreitung genauer Informationen über den Unabhängigkeitskampf. AA hat sich seitdem zu einer wichtigen globalen Nachrichtenquelle entwickelt.
Exil und internationale Anerkennung
Aufgrund politischer Meinungsverschiedenheiten verließen Halide Edip und ihr Mann 1924 die Türkei. Während ihres 15-jährigen Exils entwickelte sie sich zu einer inoffiziellen Botschafterin für die Türkei. Sie hielt Vorträge und schrieb Artikel, besonders in England, um das Verständnis für die türkische Kultur und Politik zu fördern. In dieser Zeit entstanden auch einige ihrer bekanntesten Werke, darunter ‚The Turkish Ordeal‘ (1928) und ‚The Clown and His Daughter‘ (1935).
Frühes Leben von Halide Edip Adıvar
Halide Edip Adıvar war die Tochter des Hauptsekretärs des kaiserlichen osmanischen Palastes, Mehmet Edip Bey aus Saloniki, und Bedrifâm Hanım. Der frühe Tod ihrer Mutter warf einen Schatten auf ihre Kindheit, so dass sie einen Großteil davon unter der fürsorglichen Obhut ihrer Großmutter verbrachte.
Die Umgebung, in der sie aufwuchs, sorgte dafür, dass sie kein gewöhnliches Mädchen war. Nachdem sie nach der Wiederheirat ihres Vaters in das Haus ihres Vaters zurückgekehrt war, besuchte sie das American College. Dies wurde durch Unterricht von angesehenen Persönlichkeiten ergänzt: Rıza Tevfik vermittelte ihr Einblicke in die türkische Literatur und Philosophie, Salih Zeki führte sie in die Mathematik ein, und Şükrü Efendi war ihr Führer in der arabischen Sprache.
Berufliche Anfänge und Privatleben
Heirat: Im Jahr 1901, direkt nach ihrem College-Abschluss, heiratete sie ihren Tutor Salih Zeki. Aus dieser Verbindung gingen zwei Söhne hervor. Sie hatten zwei Söhne: Ayetullah und Hikmetullah Togo, der letztere zu Ehren des japanischen Seesiegs gegen Russland benannt wurde. Nach der Wiederheirat ihres ersten Mannes trennten sie sich 1911. Danach nahm sie den Nachnamen „Edip“ in ihren Schriften an. Später, im Jahr 1917, heiratete sie in Syrien Dr. Adnan Adıvar, den sie seit ihrer Schulzeit kannte.
Literarische Bestrebungen: Ermutigt durch ihre Englischlehrerin übersetzte sie John Abbotts „Mother“. Dieses Werk, das als „Mader“ veröffentlicht wurde, brachte ihr den „Şefkat Nişanı“-Preis von Sultan Abdülhamid ein. Die Ausrufung der Zweiten Konstitutionellen Ära im Jahr 1908 markierte den Beginn ihrer literarischen Reise.
Exil: Aufgrund ihrer Schriften und ihrer politischen Haltung zwang sie der Aufruhr vom 31. März zur Flucht nach Ägypten, später nach England. Die Beruhigung der Lage brachte sie jedoch 1909 zurück in die Türkei, wo Halide Edip Adıvar eine pädagogische Tätigkeit an der Dârülmuallimât übernahm.
Literarische und politische Unternehmungen
Journalismus: Unter dem Pseudonym „Halide Salih“ begann sie ihre schriftstellerische Karriere bei der Zeitung Tanin unter der Leitung von Tevfik Fikret. Trotz Drohungen bestand sie darauf und trug zu mehreren Publikationen bei.
Aktivismus: Halide Edip Adıvars Feuer war während des Aufruhrs vom 31. März deutlich zu spüren. Aus Angst vor einer Ermordung floh sie nach Ägypten, kehrte aber 1909 zurück und setzte ihre literarischen Aktivitäten fort.
Beiträge: Als Lehrerin und Inspektorin für Mädchenschulen beobachtete sie die Gassen von Istanbul, was sie zu ihrem berühmten Roman „Sinekli Bakkal“ inspirierte. Während des Balkankrieges gründete sie den ersten Frauenverein, die Teali-i Nisvan Cemiyeti.
Ära des Ersten Weltkriegs: Inmitten des Aufruhrs des Ersten Weltkriegs nahm Halide Edip Adıvars Schreiben einen leidenschaftlichen Nationalismus an, der sich in ihrem 1917 erschienenen Roman Mev’ud Hüküm und dem Theaterstück Kenan Çobanları zeigte. Nach dem Krieg setzte sie sich für organisierten Widerstand gegen die Besatzung ein und war Mitbegründerin der einflussreichen Wilson Principles Society. Die griechische Besetzung von Izmir im Jahr 1919 entzündete ihren Aktivismus noch weiter. Ihre kraftvollen Reden, insbesondere in Sultanahmet, festigten ihre Führungsrolle in der nationalen Bewegung. In dieser Zeit entstand auch die Anadolu Ajansı (AA), die Nachrichtenagentur, die sie gemeinsam mit Yunus Nadi konzipierte, um den Kampf für die Unabhängigkeit zu stärken, die mit Atatürks Unterstützung im Jahr 1920 ins Leben gerufen wurde.
Widerstand gegen die Besatzung: Nach der Besetzung von Izmir im Jahr 1919 sprach sich Halide Edip Adıvar in verschiedenen Treffen vehement gegen die Besatzung aus und hinterließ mit ihrer Rede in Sultanahmet einen bleibenden Eindruck.
Politik: Nach der Nationalen Bewegung verließen Halide Edip und ihr Mann die Türkei 1924 aufgrund politischer Meinungsverschiedenheiten. Während ihres Exils bis 1939 (bis auf einen kurzen Besuch im Jahr 1935) wurde sie zu einer inoffiziellen Botschafterin für die Türkei. Sie hielt Vorträge und schrieb Artikel, insbesondere in England.
Anadolu Ajansı (AA): Gespräche mit Yunus Nadi führten zu der Idee, eine Nachrichtenagentur zu gründen. Der Name „Anadolu Ajansı“ entstand aus ihrem gemeinsamen Verständnis, dass Anatolien eine entscheidende Rolle bei der Rettung der Nation spielen würde. Mustafa Kemal Paşas Unterstützung festigte das Konzept, und die Anadolu Ajansı wurde offiziell am 6. April 1920 gegründet. Im Laufe der Jahre hat sich AA zu einer wichtigen globalen Nachrichtenquelle entwickelt, die Nachrichten in mehreren Sprachen liefert, darunter 13 verschiedene Sprachen.
Frauenrechte und Bildung: Bereits zu Beginn ihrer Karriere legte sie großen Wert auf die Bildung von Frauen und Kindern. Halide Edip Adıvar war eine treibende Kraft hinter der Teâli-i Nisvân Society, die die aktive Teilnahme von Frauen am gesellschaftlichen Leben förderte.
Rolle im Balkankrieg: Während dieser turbulenten Zeit diente sie als Krankenschwester in Krankenhäusern, die von der Teâli-i Nisvân Society eingerichtet wurden.
Verbindung zu Mustafa Kemal Atatürk: Die Besetzung von Izmir im Jahr 1919 sah Halide Edip Adıvar leidenschaftliche Reden halten und sich für die Nationale Bewegung einsetzen. Ihre enge Beziehung zu Mustafa Kemal Atatürk, dem Gründer der modernen Türkei, begann in dieser Zeit. Ihre berufliche Beziehung war geprägt von gegenseitigem Respekt und intensiven intellektuellen Austausch.
Werke von Halide Edip Adıvar
- Heyula (1908) – Phantom
- Raik’in Annesi (1909) – Raik’s Mutter
- Seviye Talip (1910) – Seviye Talip
- Handan (1912) – Handan (gleich, da es sich um einen Eigennamen handelt)
- Yeni Turan (1912) – Neues Turan
- Son Eseri (1913) – Ihr letztes Werk
- Mev’ud Hüküm (1918) – Versprochenes Urteil
- Ateşten Gömlek (1923) – Das Hemd aus Flammen
- Vurun Kahpeye (1923) – Schlagt die Hure
- Kalp Ağrısı (1924) – Herzschmerz
- Zeyno’nun Oğlu (1928) – Zeynos Sohn
- Sinekli Bakkal (1936) – Der Krämer mit den Fliegen
- Yolpalas Cinayeti (1937) – Der Mord von Yolpalas
- Tatarcık (1939) – Der kleine Tatar
- Sonsuz Panayır (1946) – Die ewige Messe
- Döner Ayna (1954) – Drehbarer Spiegel
- Akile Hanım Sokağı (1958) – Akile Hanım Straße
- Kerim Ustanın Oğlu (1958) – Der Sohn von Meister Kerim
- Sevda Sokağı Komedyası (1959) – Die Komödie der Liebesstraße
- Çaresaz (1961) – Verzweifelt
- Hayat Parçaları (1963) – Lebensstücke
Kurzgeschichten:
- İzmir’den Bursa’ya (mit Yakup Kadri, Falih Rıfkı und Mehmet Asım Us, 1922) – Von Izmir nach Bursa
- Harap Mabetler (1911) – Ruinentempel
- Dağa Çıkan Kurt (1922) – Der Wolf, der auf den Berg ging
Theater:
- Kenan Çobanları (1916) – Die Hirten von Kenan
- Maske ve Ruh (1945) – Maske und Seele
Memoiren:
- Türkün Ateşle İmtihanı (1962) – Die Feuerprobe des Türken
- Mor Salkımlı Ev (1963) – Das Haus mit dem violetten Glyzinienbusch
Eine kurze Zusammenfassung
Halide Edip Adıvar, geboren 1882 in Istanbul, war eine symbolische Figur in der türkischen Geschichte, bekannt für ihre literarischen Werke, ihren politischen Aktivismus und ihre bedeutenden Beiträge während der Transformationsjahre der Türkei. Ihre Verbindung zu Führern wie Mustafa Kemal Atatürk, ihre Bemühungen im Bildungswesen und für die Frauenrechte sowie ihre Vertretung der Türkei im Ausland während ihres Exils machten sie zu einer unvergesslichen Persönlichkeit in der türkischen Kultur und Geschichte.