Beerdigung in der Türkei: Ein Leitfaden für Bestattung & Bürokratie

Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine der schwersten Erfahrungen im Leben. Passiert dies jedoch im Ausland – in einem Land mit fremder Sprache, anderen Gesetzen und unbekannten Traditionen – wird die Trauer schnell von bürokratischer Überforderung verdrängt.

In der Türkei laufen die Uhren bei Sterbefällen anders: Alles geschieht viel schneller als in Europa. Dieser Leitfaden nimmt Sie an die Hand und führt Sie durch den Prozess – vom ersten Anruf bis zur letzten Ruhe.

Schritt 1: Was tun unmittelbar nach dem Tod?

Die Vorgehensweise hängt davon ab, wo der Tod eingetreten ist. Hier müssen Sie schnell und präzise handeln.

Szenario A: Tod zu Hause

Wenn ein Angehöriger zu Hause verstirbt, wählen Sie die landesweite Nummer 188 (Cenaze Hizmetleri). Dies ist die offizielle Bestattungshotline der Gemeinden.

• Natürlicher Tod: Ein Gemeindearzt (Belediye Tabibi) oder der Hausarzt (Aile Hekimi) kommt zur Leichenschau. Bestätigt dieser einen natürlichen Tod, stellt er die Todesbescheinigung (Ölüm Belgesi) aus.
• Wichtig: Berühren Sie den Leichnam nicht und verändern Sie nichts im Raum, bis der Arzt eingetroffen ist.
• Verdachtsfälle: Sollte der Arzt Zweifel an der Todesursache haben, wird die Polizei (155) und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Der Leichnam wird dann zur Autopsie an die Gerichtsmedizin (Adli Tıp Kurumu) überstellt.

Szenario B: Tod im Krankenhaus

Dies ist der bürokratisch einfachere Weg. Das Krankenhaus stellt die Todesbescheinigung direkt aus. Sie müssen lediglich den Transport organisieren. In vielen Fällen hilft das Krankenhauspersonal bei der Kontaktaufnahme mit der Gemeinde oder einem Bestatter.

Lesen Sie auch unseren Leitfaden zu medizinischen Einrichtungen: Die 5 besten Krankenhäuser in Istanbul oder Krankenhäuser in Ankara.

Das wichtigste Dokument: Die Sterbeurkunde (Ölüm Belgesi)

Ohne das „Ölüm Belgesi” geht nichts. Sie benötigen es für die Bestattung, die Überführung und später für Erbschaftsangelegenheiten. Für Ausländer ist es essenziell, nach der internationalen Sterbeurkunde (Formül C) zu fragen. Diese ist mehrsprachig und spart Ihnen später teure Übersetzungskosten bei Behörden in der Heimat.

Benötigte Unterlagen für die Ausstellung:

• Reisepass oder Aufenthaltstitel (Ikamet) des Verstorbenen.
• Reisepass des antragstellenden Angehörigen.
• Ggf. ärztliche Berichte über Vorerkrankungen (bei Tod zu Hause).

Falls Sie Hilfe bei der Legalisierung ausländischer Dokumente benötigen, beachten Sie bitte die spezifischen Anforderungen für Apostillen.

Entscheidung: Bestattung in der Türkei oder Rückführung?

Nach Erhalt der Papiere stehen Sie vor der Wahl: Soll die Beisetzung vor Ort in der Türkei stattfinden oder soll der Leichnam in das Heimatland überführt werden?

Option A: Bestattung in der Türkei

Da die Türkei ein mehrheitlich muslimisches Land ist, folgen die öffentlichen Abläufe oft islamischen Traditionen. Das bedeutet vor allem: Geschwindigkeit. Bestattungen finden oft schon am nächsten Tag statt. Als Angehöriger müssen Sie also schnell entscheiden, wenn Sie mehr Zeit benötigen.

Kosten für Gräber (Stand 2025):
Die Preise variieren stark je nach Stadt und Lage. In Istanbul teilt die Stadtverwaltung (IBB) Friedhöfe in vier Preisgruppen ein:

• Gruppe 1 (z. B. Zincirlikuyu, Karacaahmet): Ein leeres Grab kostet hier mittlerweile über 100.000 TL.
• Gruppe 4 (Randbezirke): Hier sind Gräber schon für wenige Tausend Lira verfügbar.
• Bestattungsdienste: Grundlegende Dienstleistungen der Gemeinde (Leichenwagen, Waschung, einfaches Leichentuch, Sarg für den Transport) sind für türkische Staatsbürger und oft auch für Ausländer kostenlos oder sehr günstig.

Für Nicht-Muslime gibt es in Großstädten wie Istanbul, Izmir oder Ankara spezielle Friedhöfe oder abgetrennte Bereiche. Die Gebühr für ein leeres Grab auf einem nicht-muslimischen Friedhof in Istanbul liegt 2025 bei ca. 23.000 TL.

Option B: Rückführung (Repatriierung)

Die Überführung eines Leichnams ins Ausland ist komplex und streng reguliert. Hier ist die Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Bestattungsunternehmen (siehe Liste unten) fast unumgänglich.

Der Prozess:

1. Yol İzin Belgesi: Sie benötigen eine Transportgenehmigung der Gemeinde.
2. Konsulat: Der Todesfall muss beim Konsulat des Heimatlandes registriert werden. Dieses stellt den Leichenpass für die Einreise ins Heimatland aus.
3. Spezialsarg: Für den Flugtransport ist ein zinkverkleideter, versiegelter Sarg gesetzlich vorgeschrieben.
4. Zoll & Gesundheit: Der Leichnam wird am Zoll geprüft und benötigt eine Bescheinigung, dass keine ansteckenden Krankheiten vorliegen.

Wichtige Info: Keine Feuerbestattung (Kremation)

Dies ist ein häufiger Schock für Europäer: In der Türkei gibt es keine Krematorien. Die Feuerbestattung ist zwar theoretisch nicht explizit verboten, aber es existieren keine Anlagen dafür, da sie den islamischen Vorschriften widersprechen.

Die Lösung: Wenn eine Einäscherung der letzte Wille des Verstorbenen war, muss der Leichnam in ein Land mit Krematorium (z. B. Deutschland, Schweiz) überführt werden. Die Einreise mit einer Urne (Asche) in die Türkei ist hingegen erlaubt, sofern die Papiere (Urnenpass) stimmen.

Beerdigungstraditionen verstehen

Auch wenn Sie eine christliche oder säkulare Zeremonie planen, hilft es, das Umfeld zu verstehen. Muslimische Beerdigungen sind von schlichter Würde geprägt.

Jede Seele wird den Tod kosten.

Quran (3:185)

Der Körper wird rituell gewaschen, in weiße Tücher gehüllt (ohne Sarg bestattet, außer beim Transport) und das Totengebet wird oft in der Moschee gesprochen. Prunkvolle Grabsteine oder laute Trauerfeiern sind unüblich. Diese Atmosphäre der Ruhe und Demut prägt auch die Friedhöfe.

Englisch- und Deutschsprachige Bestatter

Diese Unternehmen haben Erfahrung mit der Rückführung von Ausländern und der Kommunikation mit Konsulaten:

Ankara

Antalya

Istanbul

Fazit

Ein Todesfall in der Türkei ist eine organisatorische Herausforderung, aber Sie sind nicht allein. Nutzen Sie die Hotline 188 für die ersten Schritte, bestehen Sie auf das internationale „Formül C” Dokument und zögern Sie nicht, professionelle Bestatter für den Papierkrieg zu engagieren. Es erlaubt Ihnen, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt: Abschied nehmen.

Sollten Sie sich in einer schwierigen finanziellen Lage befinden, prüfen Sie, ob Ihre Versicherung oder die Bank des Verstorbenen Unterstützung anbietet.