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Stellen Sie sich eine Stadt vor, die allein zum Zweck der Heilung und Erholung erbaut wurde – ein antikes Wellness-Resort, das Könige, Kaiser und Pilger aus der ganzen bekannten Welt anzog. Das ist Hierapolis. Diese UNESCO-Welterbestätte thront direkt über den blendend weißen Kalksteinterrassen von Pamukkale und bietet eine der faszinierendsten Kombinationen aus Naturwunder und römischer Architektur in der Türkei.
Während die meisten Touristen nur für ein schnelles Instagram-Foto auf den weißen Travertinen anhalten, verpassen sie oft die wahren Schätze, die nur wenige Schritte entfernt liegen: das „Tor zur Hölle”, in dem antike Priester den Tod herausforderten, und den antiken Pool, in dem Sie heute noch zwischen römischen Säulen schwimmen können. In diesem Guide tauchen wir tief in die Geschichte ein und geben Ihnen die entscheidenden praktischen Tipps für Ihren Besuch im Jahr 2025.

Die Geschichte: Mehr als nur alte Steine
Der Name Hierapolis leitet sich vermutlich von Hiera ab, der Frau des Telephos (dem legendären Gründer von Pergamon), oder einfach vom griechischen Wort hieros (heilig). Und „heilig” war dieser Ort definitiv – vor allem wegen seiner thermalen Quellen, denen schon in der Antike Wunderwirkungen nachgesagt wurden.
Gegründet wurde die Stadt im 2. Jahrhundert v. Chr. durch die Könige von Pergamon (wahrscheinlich Eumenes II.). Doch das Hierapolis, das wir heute sehen, ist fast ausschließlich römisch. Warum? Die Region wird von tektonischen Plattenbewegungen geprägt. Schwere Erdbeben, insbesondere im Jahr 17 n. Chr. zur Zeit von Kaiser Tiberius und erneut 60 n. Chr. unter Nero, legten die Stadt mehrfach in Schutt und Asche. Aber wie ein Phönix stieg sie jedes Mal prächtiger wieder auf – finanziert durch den Reichtum ihrer Textilindustrie und den Kurtourismus der Antike.
Ein Zentrum des frühen Christentums
Hierapolis war nicht nur ein Ort für körperliche Heilung, sondern auch ein spirituelles Schlachtfeld. Der Apostel Philippus, einer der zwölf Jünger Jesu, verbrachte hier seine letzten Jahre und wurde im Jahr 80 n. Chr. den Märtyrertod sterben (vermutlich durch Kreuzigung). Sein Grab wurde erst 2011 von dem italienischen Archäologen Francesco D’Andria entdeckt – eine archäologische Sensation, die Hierapolis als bedeutende biblische Stätte in der Türkei festigte.

Die Highlights: Was Sie nicht verpassen dürfen
Das Gelände ist riesig. Wenn Sie wenig Zeit haben, konzentrieren Sie sich auf diese drei Orte:
1. Das Römische Theater
Das Theater von Hierapolis ist eines der am besten erhaltenen der antiken Welt. Es wurde unter Kaiser Hadrian im 2. Jahrhundert n. Chr. erbaut und später unter Septimius Severus renoviert. Mit Platz für bis zu 15.000 Zuschauer und einer noch fast intakten, reich verzierten Bühnenfassade bietet es einen atemberaubenden Blick über die Ebene von Denizli.
2. Das Plutonium (Das Tor zur Hölle)
Lange hielt man es für einen Mythos, doch 2013 wurde es zweifelsfrei identifiziert: das Plutonium, ein Heiligtum für den Unterweltgott Pluto. Es wurde direkt über einem Riss in der Erdkruste gebaut, aus dem tödliche Kohlendioxidgase austreten. In der Antike demonstrierten Priester ihre Macht, indem sie den Atem anhielten und in die „Hölle” gingen, während Vögel und Tiere, die ihnen folgten, sofort tot umfielen. Heute können Sie das restaurierte Heiligtum aus sicherer Entfernung betrachten – ein faszinierender Ort, wo Mythologie auf Geologie trifft.
3. Der Antike Pool (Kleopatra-Pool)
Haben Sie schon einmal über echte römische Säulen hinweg geschwommen? Im Antiken Pool von Hierapolis ist genau das möglich. Nach einem Erdbeben stürzten die Säulen des Apollo-Tempels in das thermale Wasser und blieben dort liegen. Das Wasser ist konstant 36 Grad warm und sprudelt wie Champagner. Ein Bad hier ist ein einmaliges Erlebnis, kostet aber extra (siehe Preise unten).

Eintrittspreise & Öffnungszeiten (Stand 2025)
Hierapolis und Pamukkale teilen sich ein gemeinsames Ticket. Aufgrund der Inflation in der Türkei wurden die Preise für internationale Besucher an den Euro gekoppelt.
- Kombi-Ticket (Hierapolis & Pamukkale): 30 Euro (zahlbar in Türkischen Lira zum Tageskurs, ca. 1100 TL).
- Antiker Kleopatra-Pool: Zusätzlicher Eintritt, ca. 200–400 TL (ca. 6–10 Euro).
- Archäologisches Museum: Im Hauptticket meist enthalten (kann saisonal variieren).
Spar-Tipp für Touristen: Wenn Sie planen, auch Ephesus, Troja oder andere Stätten zu besuchen, lohnt sich der Museum Pass Aegean (ca. 95 Euro für 7 Tage) oder der Museum Pass Türkiye (165 Euro für 15 Tage). Die günstige „Müzekart” für 60 TL gilt leider nur für türkische Staatsbürger und Einwohner mit Aufenthaltstitel.
Öffnungszeiten:
Sommer: 06:30 – 20:00 Uhr
Winter: 08:00 – 18:00 Uhr
Tipp: Kommen Sie früh am Morgen oder spät am Nachmittag, um den Touristenmassen und der Mittagshitze zu entgehen.
Anreise: Wie kommen Sie hin?
Hierapolis liegt im Bezirk Pamukkale, etwa 18 km nördlich von der Provinzhauptstadt Denizli.
Mit dem Dolmus (Minibus):
Die günstigste Option. Abfahrt vom Busbahnhof Denizli (Otogar), Untergeschoss, Bahnsteig 76. Die Fahrt dauert ca. 20–30 Minuten und kostet etwa 50 TL pro Person.
Mit dem Taxi:
Eine Taxifahrt von Denizli nach Pamukkale kostet je nach Verkehr und Verhandlungsgeschick zwischen 400 und 600 TL. Vereinbaren Sie den Preis unbedingt vor der Abfahrt oder bestehen Sie auf das Taxameter.
Mit dem Mietwagen:
Die Straßen sind gut ausgebaut. Parkplätze sind an den Nord- und Südeingängen reichlich vorhanden (Parkgebühr ca. 50–100 TL). Ein Mietwagen bietet Ihnen auch die Flexibilität, das Umland zu erkunden – vielleicht sogar für einen Abstecher zum Gleitschirmfliegen, das direkt über den Ruinen angeboten wird.
Beste Reisezeit & Wetter
Der Frühling (April, Mai) und der Herbst (September, Oktober) sind ideal. Die Temperaturen sind angenehm (20–25°C), und das Licht ist perfekt für Fotos. Im Hochsommer kann es extrem heiß werden (bis zu 40°C), und da es in den Ruinen wenig Schatten gibt, sind Hut und Sonnencreme Pflicht.
Beachten Sie bei Ihrer Planung auch die Feiertage in der Türkei, da es an diesen Tagen besonders voll werden kann.
Hierapolis Karte
Die antike Stadt ist weitläufig. Nutzen Sie diese Übersicht zur Orientierung:

- Südliches Römisches Tor
- Frontinus-Tor (Süd)
- Gymnasium
- Säulenkirche
- Große Thermen (Museum)
- Nymphäum
- Apollo-Tempel & Plutonium
- Antiker Pool (Kleopatra-Pool)
- Römisches Theater
- Kathedrale
- Nördliche Nekropole (Gräberstadt)
- Martyrion des Heiligen Philippus
Übernachten in Pamukkale
Viele Besucher machen den Fehler, Pamukkale nur als Tagesausflug zu besuchen. Eine Übernachtung lohnt sich jedoch, um den Sonnenuntergang über den Travertinen zu erleben. Es gibt zahlreiche kleine Pensionen und Hotels im Dorf Pamukkale direkt am Fuß des Berges.
Hotel-Tipps
Hotel Bellamaritimo: Eine beliebte Option im mittleren Preissegment mit gutem Frühstück und familiärer Atmosphäre.
Venus Suite Hotel: Etwas gehobener, neu renoviert und bietet einen kostenlosen Shuttle zum Eingang der antiken Stadt.
Vergessen Sie nicht, in den lokalen Geschäften nach Souvenirs zu stöbern – ein Erlebnis für sich, wenn Sie die Kunst des Feilschens beherrschen.


