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Ein Mietwagen in der Türkei ist mehr als nur ein Transportmittel – es ist Ihre Eintrittskarte in eine Welt jenseits der Pauschalreisen. Während Busse und Inlandsflüge Sie zuverlässig von A nach B bringen, bleiben die wahren Schätze – wie versteckte Buchten an der Ägäis oder antike Ruinen im Hinterland – oft unerreichbar, wenn Sie nicht selbst am Steuer sitzen.
Doch Autofahren in der Türkei unterscheidet sich deutlich von Europa oder den USA. Von komplexen Mautsystemen bis hin zu einer dynamischen Fahrkultur gibt es einige Stolpersteine. In diesem Guide erfahren Sie nicht nur die Preise und Gesetze für 2025, sondern erhalten auch praxiserprobte Tipps, um sicher und entspannt ans Ziel zu kommen.

Warum sich ein Mietwagen lohnt
Die Türkei ist riesig – über 780.000 Quadratkilometer warten darauf, entdeckt zu werden. Öffentliche Verkehrsmittel sind zwar günstig, kosten aber Zeit. Mit einem eigenen Auto bestimmen Sie das Tempo. Ob Sie die endlosen Serpentinen der Schwarzmeerküste befahren oder spontan an einem der besten Strände in Istanbul halten möchten: Ein Auto gibt Ihnen die nötige Flexibilität.
Ein Wort der Warnung für Istanbul: Wenn Ihr Hauptziel nur das Stadtzentrum von Istanbul ist, verzichten Sie auf das Auto. Der Verkehr ist extrem dicht und Parkplätze sind rar. Mieten Sie das Auto erst, wenn Sie die Stadt verlassen, um das Umland oder andere Regionen zu erkunden.
Voraussetzungen: Führerschein und Dokumente

Die Bürokratie ist für Touristen erfreulich einfach, solange Sie die Fristen beachten:
- Touristen (bis 6 Monate): Sie können Ihren ausländischen Führerschein (z. B. aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz) problemlos nutzen. Wichtig ist, dass er im lateinischen Alphabet ausgestellt ist und ein Foto enthält.
- Über 6 Monate: Wenn Sie länger als ein halbes Jahr im Land bleiben, müssen Sie Ihren Führerschein in einen türkischen umschreiben lassen. Das ist besonders für Expats wichtig.
- Mindestalter: Die meisten Autovermietungen verlangen ein Mindestalter von 21 Jahren für die Economy-Klasse. Für Mittelklasse- oder Luxusfahrzeuge liegt die Grenze oft bei 25 oder 27 Jahren. Jüngere Fahrer müssen häufig eine „Jungfahrergebühr” entrichten.
Stellen Sie sicher, dass Sie immer Ihren Reisepass und eine Kreditkarte auf den Namen des Hauptfahrers dabei haben. Debitkarten werden von vielen großen Vermietern für die Kautionshinterlegung nicht akzeptiert.
Mietwagen buchen: Wo und Wie?
Online-Buchung (Empfohlen)
Buchen Sie Ihr Fahrzeug unbedingt vor der Anreise. Besonders in der Hochsaison (Juli/August) sind die Preise vor Ort oft doppelt so hoch, und die Verfügbarkeit ist eingeschränkt. Portale wie Rentalcars oder QEEQ bieten gute Vergleiche.
Am Flughafen
An allen internationalen Flughäfen (Istanbul IST, Sabiha Gökçen SAW, Antalya, Izmir, Ankara) finden Sie die Schalter der großen Anbieter direkt nach der Gepäckausgabe. Seien Sie jedoch darauf vorbereitet, dass „Walk-in”-Preise oft höher sind als Online-Tarife.
Empfohlene Anbieter

- Rentalcars: Ideal für den Preisvergleich. Die Plattform bündelt Angebote von globalen Marken wie Avis, Hertz und Sixt sowie lokalen Anbietern wie Cizgi Rent a Car.
- QEEQ: Eine stark wachsende Plattform, die oft spezielle Rabatte und eine „Price Drop Protection” anbietet.
- Avis & Sixt: Wenn Sie Wert auf neuwertige Fahrzeuge und schnellen Service legen, sind diese internationalen Marken oft zuverlässiger als kleine lokale Büros, wenngleich etwas teurer.
Kosten: Mit welchen Preisen müssen Sie rechnen?
Die Preise schwanken extrem je nach Saison. Hier ist eine realistische Einschätzung für 2025:
- Nebensaison (Winter/Frühling): Kleinwagen gibt es oft schon ab 20–30 € pro Tag.
- Hauptsaison (Sommer): Rechnen Sie mit 50–80 € pro Tag für ein Standardfahrzeug. Buchen Sie Monate im Voraus, um diese Preise zu sichern.
- Kaution: Rechnen Sie damit, dass 1.500 bis 5.000 TL (ca. 40–150 €) auf Ihrer Kreditkarte geblockt werden.
Ein interessanter Vergleich: Während Elektronik wie das iPhone 16 in der Türkei extrem teuer ist, sind Dienstleistungen wie Mietwagen im europäischen Vergleich oft noch erschwinglich.
Verkehrsregeln und “Street Smarts”
Geschwindigkeitsbegrenzungen

Die Polizei kontrolliert häufig mit Radar. Halten Sie sich strikt an die Limits, da die Bußgelder direkt ins System eingetragen und bei der Wagenrückgabe abgerechnet werden.
- Innerorts: 50 km/h (in verkehrsberuhigten Zonen oft 30 oder 40 km/h)
- Landstraßen: 90 km/h (bei getrennten Fahrbahnen oft 110 km/h)
- Autobahnen (Otoyol): 120 km/h (auf neueren Strecken wie Istanbul-Izmir teilweise bis 130 km/h oder 140 km/h erlaubt – achten Sie auf die Schilder!)
Das HGS-Mautsystem (Wichtig!)
Das ist der wichtigste Punkt für Touristen: In der Türkei gibt es an Autobahnmautstellen keine Barzahlung. Das System läuft vollautomatisch über einen Chip an der Windschutzscheibe, das sogenannte HGS-System (Hızlı Geçiş Sistemi).
Wie es funktioniert: Fahren Sie einfach langsam durch die Mautbrücken (nicht anhalten!). Der Chip wird gescannt. Ihr Mietwagen sollte diesen Chip bereits haben. Fragen Sie bei der Übernahme unbedingt nach: „Hat das Auto HGS?” (HGS var mı?). Die angefallenen Mautgebühren werden am Ende der Mietdauer von Ihrer Kaution abgezogen.
Verhalten bei Unfällen
Im Falle eines Unfalls – auch bei kleinen Kratzern – müssen Sie zwingend die Polizei rufen, um einen Bericht für die Versicherung zu erhalten. Ohne Polizeibericht („Kaza Raporu”) verweigern viele Vermieter die Versicherungsdeckung.
Wählen Sie im Notfall die einheitliche Nummer 112. Sie verbindet Sie mit Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr. Falls medizinische Hilfe notwendig ist, finden Sie in unseren Guides zu Krankenhäusern in Istanbul oder Ankara weitere Informationen.
Versicherung: Was ist notwendig?
Die Basis-Vollkasko ist meist inklusive, hat aber oft hohe Selbstbeteiligungen. Prüfen Sie, ob Glas, Reifen und Scheinwerfer abgedeckt sind – auf türkischen Landstraßen sind Steinschläge keine Seltenheit. Eine Zusatzversicherung („Super Cover”) direkt beim Vermieter zu buchen, kann den Urlaub entspannter machen und die Kautionshöhe senken. Mehr Details zu allgemeinen Versicherungsthemen finden Sie in unserem Artikel über Kfz-Versicherung in der Türkei.
Praxis-Tipps für die Fahrt
- Tanken: Tankstellen in der Türkei sind hervorragend. Es gibt fast immer Tankwarte, die das Auto für Sie betanken (Sie müssen nicht aussteigen). Sagen Sie einfach „Full” oder den Betrag in Lira.
- Alkohol am Steuer: Die Grenze liegt bei 0,5 Promille für Privatfahrzeuge. Fahren Sie jedoch am besten gar nicht, wenn Sie getrunken haben, da die Kontrollen streng sind.
- Verkehrsmentalität: Rechnen Sie mit allem. Blinker werden oft ignoriert, und die Hupe dient eher der Kommunikation („Ich komme jetzt”) als der Warnung. Fahren Sie defensiv.
Fazit
Ein Auto in der Türkei zu mieten ist sicher und unkompliziert, wenn Sie das HGS-System verstehen und defensiv fahren. Es öffnet Ihnen die Tür zu einer Türkei, die den meisten Touristen verborgen bleibt. Egal ob Sie dauerhaft im Land bleiben oder nur für zwei Wochen die Küste erkunden: Gute Fahrt und İyi Yolculuklar!
Brauche ich einen internationalen Führerschein in der Türkei?
Für Touristen (bis 6 Monate Aufenthalt) reicht der normale nationale Führerschein aus, sofern er im lateinischen Alphabet (wie in Deutschland) ausgestellt ist. Ein internationaler Führerschein ist nicht zwingend erforderlich, kann aber bei Polizeikontrollen hilfreich sein.
Wie bezahle ich Mautgebühren (HGS) mit dem Mietwagen?
Mietwagen sind mit einem HGS-Chip ausgestattet. Sie fahren einfach durch die Mautstationen. Die Kosten werden registriert und bei der Rückgabe des Fahrzeugs von Ihrer Kaution abgezogen.
Kann ich in Istanbul ohne Kreditkarte ein Auto mieten?
Das ist sehr schwierig. Fast alle seriösen Anbieter verlangen eine Kreditkarte auf den Namen des Hauptfahrers für die Kaution. Barzahlungen oder Debitkarten werden selten akzeptiert.
Ist Autofahren in der Türkei gefährlich?
Nicht gefährlich, aber anspruchsvoller als in Deutschland. Der Verkehr in Großstädten ist chaotisch und aggressiver. Auf Autobahnen und Landstraßen ist das Fahren jedoch meist entspannt.






