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Über zwei Jahrzehnte lang war Gittigidiyor eine feste Institution im türkischen Internet. Als Tochtergesellschaft des US-Riesen eBay wurde die Plattform oft als „eBay Türkei” bezeichnet und prägte das Einkaufsverhalten einer ganzen Generation. Mit Millionen von gelisteten Produkten und zeitweise bis zu 85 Millionen monatlichen Besuchern war der Marktplatz eine der ersten Adressen für den digitalen Handel, auf der statistisch gesehen jede Sekunde ein Produkt verkauft wurde.
Heute, im Jahr 2025, ist die Website Geschichte. Doch ihr Einfluss hallt nach, und die Lücke, die sie hinterlassen hat, wurde längst von neuen, dynamischen Akteuren gefüllt.

Was war Gittigidiyor?
Gittigidiyor wurde 2001 gegründet und zählte zu den Pionieren des türkischen E-Commerce. Die Plattform funktionierte als klassischer Online-Marktplatz, der Käufer und Verkäufer zusammenbrachte. Ihre Bedeutung wuchs so rasant, dass eBay bereits 2007 eine Minderheitsbeteiligung erwarb und 2011 schließlich die Mehrheit von rund 93 % übernahm.
Zu seinen besten Zeiten vereinte der Marktplatz fast 100.000 Händler und rund 31 Millionen registrierte Nutzer. Das Sortiment erstreckte sich über 50 Kategorien – von Elektronik und Kosmetik bis hin zu Mode, Wohnaccessoires und Supermarktprodukten. Besonders die Mischung aus großen Marken-Shops und kleinen KMU sowie privaten Verkäufern machte die Plattform einzigartig vielfältig.
Warum wurde Gittigidiyor geschlossen?
Der Betrieb von Gittigidiyor wurde 2022 endgültig eingestellt.
Die Entscheidung kam für viele überraschend, war jedoch strategisch begründet. eBay gab bekannt, sich aufgrund der „anhaltenden wettbewerbsintensiven Dynamik im Markt” aus der Türkei zurückzuziehen. Die Konkurrenz durch extrem schnell wachsende Plattformen wie Trendyol hatte den Marktanteil von Gittigidiyor zunehmend unter Druck gesetzt.
Der Zeitplan der Schließung
Der Prozess verlief in mehreren strikten Phasen, um eine geordnete Abwicklung zu gewährleisten:
- 20. Juni 2022: Verkäufer konnten keine neuen Artikel mehr einstellen.
- 18. Juli 2022: Die Kaufunktion wurde vollständig deaktiviert; keine neuen Transaktionen waren mehr möglich.
- 5. September 2022: Der Zugriff auf den Bereich „Mein Konto” wurde gesperrt. Bis zu diesem Datum konnten Nutzer noch auf ihre Daten zugreifen, um offene Angelegenheiten zu klären.
Für loyale Nutzer bedeutete dies den Verlust einer vertrauten Anlaufstelle. Händler mussten ihre digitalen Schaufenster zügig auf andere Plattformen migrieren, um ihre Umsätze zu sichern.
Der türkische E-Commerce-Markt 2025
Der Abschied von Gittigidiyor hat das Wachstum des türkischen Online-Handels nicht gebremst – im Gegenteil. Stand 2025 gehört die Türkei zu den spannendsten digitalen Märkten Europas. Experten schätzen das E-Commerce-Volumen für dieses Jahr auf über 70 bis 90 Milliarden US-Dollar.
Der Markt wird heute von wenigen großen “Super-Apps” und Marktplätzen dominiert:
- Trendyol: Der unangefochtene Marktführer. Mit einem massiven Marktanteil und eigener Logistikinfrastruktur ist Trendyol besonders stark in Mode und Lifestyle, bietet aber mittlerweile fast alles an.
- Hepsiburada: Als „türkisches Amazon” der ersten Stunde hat sich Hepsiburada vor allem in den Bereichen Technik und Elektronik behauptet und bietet mit „Hepsiburada Premium” ähnliche Vorteile wie Amazon Prime.
- Amazon Türkiye: Seit dem Markteintritt wächst Amazon stetig. Der Fokus liegt auf exzellentem Kundenservice, Prime-Vorteilen und einer riesigen Produktauswahl.
- Sahibinden: Diese Plattform ist die erste Adresse für Kleinanzeigen, Immobilien und Fahrzeuge. Wenn Sie mehr über den Kauf und Verkauf auf dieser Plattform erfahren möchten, lesen Sie unseren Bericht zu Sahibinden Deutsch.
Ein entscheidender Trend im Jahr 2025 ist der Mobile-Commerce: Rund 70 % aller Online-Käufe werden mittlerweile über Smartphones getätigt. Zudem erwarten Kunden heute extrem schnelle Lieferzeiten – Same-Day-Delivery ist in Großstädten wie Istanbul fast schon Standard.
Beliebte Produktkategorien und Alternativen
Die Nachfrage, die früher von Gittigidiyor bedient wurde, verteilt sich heute auf spezialisierte Anbieter und die großen Generalisten. Hier finden Sie die besten Alternativen für spezifische Produktgruppen:
Elektronik & Technik
Für Smartphones, Computer und Gadgets sind Hepsiburada und Amazon Türkiye die Top-Adressen. Die Preise sind oft sehr wettbewerbsfähig. Einen aktuellen Preisvergleich für High-End-Geräte finden Sie in unserem Artikel über iPhone 16 Preise in der Türkei.
Mode & Bekleidung
Trendyol dominiert diesen Sektor, aber auch spezialisierte Hersteller haben starke Online-Shops aufgebaut. Wer sich für hochwertige Textilien interessiert, sollte einen Blick auf die Top türkischen Hersteller von Jeans und Denim-Bekleidung werfen.
Wohnen & Heimtextilien
Die Türkei ist weltbekannt für ihre Textilindustrie. Plattformen wie English Home oder Madame Coco sind online sehr stark, ebenso wie die großen Marktplätze. Für eine kuratierte Auswahl empfehlen wir unseren Leitfaden zu den Top 20 türkischen Heimtextilmarken.
Kosmetik & Drogerie
Der Online-Kauf von Pflegeprodukten boomt. Neben Trendyol sind Drogerieketten wie Watsons und Gratis online sehr präsent. Erfahren Sie mehr über die besten Anlaufstellen in unserem Artikel über Top-Make-up-Läden in der Türkei.
Tipps für sicheres Online-Shopping in der Türkei
Auch ohne Gittigidiyor können Sie in der Türkei sicher und komfortabel einkaufen, wenn Sie einige Grundregeln beachten:
- Vertrauen Sie auf etablierte Plattformen: Große Marktplätze bieten Käuferschutzprogramme, die im Problemfall (z. B. Ware nicht erhalten) einspringen.
- Prüfen Sie Verkäuferbewertungen: Achten Sie besonders bei Marktplätzen darauf, dass der Händler eine hohe Bewertung und eine nennenswerte Anzahl an Verkäufen vorweisen kann.
- Nutzen Sie sichere Zahlungsmethoden: Kreditkarten mit 3D-Secure oder digitale Wallets sind dem direkten Banktransfer vorzuziehen.
- Vergleichen Sie Preise: Nutzen Sie Preissuchmaschinen wie Akakçe oder Cimri, um das beste Angebot zu finden.
Für Auswanderer und Touristen, die sich noch unsicher fühlen, bietet unser umfassender Erfahrungsbericht Online-Shopping in der Türkei wertvolle Einblicke und praktische Tipps für den Alltag.
Fazit: Ein neues Kapitel im türkischen E-Commerce
Gittigidiyor mag als Plattform verschwunden sein, doch sein Erbe als Wegbereiter des türkischen Online-Handels bleibt bestehen. Die Schließung im Jahr 2022 markierte das Ende einer Ära und gleichzeitig den Beginn einer noch dynamischeren Marktphase. Mit Alternativen wie Trendyol, Hepsiburada und Amazon stehen Ihnen heute leistungsfähigere, schnellere und ebenso sichere Optionen zur Verfügung. Wer die Marktmechanismen kennt, findet auch 2025 problemlos alles, was das Herz begehrt – oft sogar mit Lieferung am selben Tag.







