Weizenproduktion in der Türkei: Regionen, Preise & Marktausblick 2026

Turkeys Wheat Producing Regions

Wer Ende 2025 auf die türkische Landwirtschaft blickt, sieht ein Paradoxon: Die Türkei ist unangefochtener Europameister im Agrarumsatz und weltweit der größte MehlExporteur. Doch die Zahlen trügen, wenn man nicht genau hinsieht. Die Weizenproduktion ist im freien Fall von fast 22 Millionen Tonnen in den Vorjahren steuern wir laut aktuellen TÜİKSchätzungen auf 19,6 Millionen Tonnen für die Saison 2025/2026 zu. Das ist nicht nur eine Statistik; es ist ein Warnsignal für Händler, Investoren und die globale Lieferkette.

Vergessen Sie die romantischen Bilder von endlosen goldenen Feldern. Hier geht es um knallharte Ökonomie, staatliche Interventionspreise (TMO) und einen Kampf gegen den Klimawandel. Dieser Artikel liefert Ihnen keine WikipediaFakten, sondern die marktrelevanten Daten, die Sie für 2026 brauchen.

Türkischer roter Weizen

Marktanalyse 2026: Die harten Zahlen

Bevor wir uns die Regionen ansehen, müssen wir die wirtschaftliche Realität verstehen. Der Weizenmarkt befindet sich in einer Korrekturphase. Während die Türkei im Export von Agrarprodukten (insbesondere Getreide und Hülsenfrüchte) mit über 6,09 Milliarden Dollar im ersten Halbjahr 2025 glänzte, zeigt der Trend beim Mehl nach unten. In den ersten vier Monaten 2025 brachen die Mehlexporte mengenmäßig um fast 40 % ein. Die Gründe liegen in globalen Preisverschiebungen und einer sinkenden Inlandsproduktion.

Für Investoren ist der Blick auf die makroökonomischen Daten entscheidend. Mehr dazu finden Sie in unserer Analyse zu den Außenhandelsindizes der Türkei, die diesen Volumenrückgang im Detail aufschlüsselt.

Die 3 Schlüsselregionen: Wo der Weizen wirklich wächst

Nicht jede Provinz liefert die gleiche Qualität. Wer Hartweizen für PremiumPasta sucht, muss woanders schauen als jemand, der Brotweizen einkauft. Hier ist die geografische Realität für 2026.

1. Zentralanatolien (Konya): Der angeschlagene Riese

Konya bleibt mit einem Anteil von 8,7 % der gesamten Anbaufläche das Herzstück der türkischen Produktion. Doch die Region kämpft. Wassermangel und Klimaveränderungen setzen den Erträgen zu. Dennoch ist Zentralanatolien unverzichtbar für Sorten wie Bezostaya-1, die extrem kälteresistent sind und die harten Winter des Plateaus überstehen.

2. Südostanatolien (GAP): Der TechnologieGewinner

Während Zentralanatolien kämpft, boomt der Südosten. Dank des massiven SüdostanatolienProjekts (GAP), bei dem mittlerweile 18 Staudämme fertiggestellt sind, konnte die Bewässerungswirtschaft revolutioniert werden. Das Ergebnis? Eine Produktivitätssteigerung von bis zu 60 %. Şanlıurfa und Diyarbakır haben sich dadurch fest als zweit- und drittgrößte Produzenten etabliert. Hier wird nicht mehr auf Regen gehofft; hier wird gezielt bewässert.

3. Thrakien: Das Tor zu Europa

Thrakien (Edirne, Tekirdağ) punktet nicht durch schiere Masse, sondern durch Logistik und Bodenqualität. Die Nähe zu den europäischen Grenzen macht diese Region strategisch wichtig für den Export, auch wenn die Flächen begrenzt sind. Viele der größten Unternehmen der Türkei nutzen diese logistischen Vorteile für ihre Verarbeitungsbetriebe.

Preise & Profitabilität: Was Bauern im Dezember 2025 verdienen

Dies ist der wichtigste Abschnitt für Händler. Die Romantik des Landlebens endet dort, wo die Bilanz beginnt. Das staatliche Getreideamt (TMO) hat für die Saison 2025/2026 klare Fakten geschaffen:

    • TMO Ankaufspreis: 13.500 TL pro Tonne (für Makarnalık/Durum und Brotweizen).


    • Staatliche Unterstützung: 2.520 TL Prämie pro Tonne.


    • Effektiver Erzeugerpreis: 16.020 TL pro Tonne (Netto in der Tasche des Landwirts).


    • TMO Verkaufspreis (Dezember 2025): 13.850 TL pro Tonne.

InsiderTipp: Der geringe Unterschied zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis zeigt, dass der Staat massiv interveniert, um die Brotpreise stabil zu halten. Für die türkische Milchindustrie, die Weizen als Futterbasis nutzt, sind diese stabilen Preise überlebenswichtig, da die Futterkosten sonst die Margen komplett auffressen würden.

Agronomie: Auf welche Sorten Sie 2026 achten müssen

„Weizen” ist kein Einheitsbrei. Der türkische Markt differenziert sich 2026 stärker denn je. Neben den Klassikern dominieren folgende Sorten die Felder:

    • Bezostaya-1: Der unverwüstliche Klassiker für kalte Regionen.


    • Adelaide: Ein roter Hartweizen, der wegen seiner hohen Erträge bei Landwirten immer beliebter wird.


    • Ceyhan-99 & Pehlivan: Etablierte Qualitätssorten für die industrielle Verarbeitung.

Neu für die Saison 2025/2026 sind drei frisch registrierte Sorten aus Sivas, die speziell auf die veränderten Klimabedingungen (Dürreresistenz) gezüchtet wurden. Wer in Saatgut investiert, sollte diese Entwicklung genau beobachten.

Roter Weizen

Fazit: Qualität statt Masse

Die Türkei bleibt 2026 eine globale Macht im Weizenmarkt, aber die Rolle wandelt sich. Die sinkenden Produktionsmengen (Rückgang auf 19,6 Mio. Tonnen) zwingen den Markt zu mehr Effizienz und Technologieeinsatz. Für Einkäufer bedeutet das: Die Preise werden volatil bleiben, und die Abhängigkeit von den bewässerten Regionen im Südosten (GAP) wird weiter steigen.

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